Alexej von Jawlensky - Variation: Der orange Weg

Das Bild ist in St-Prex am Genfersee entstanden, wohin Jawlensky seinen Wohnsitz 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, verlegt hatte. Es gehört in die Serie der Variationen über ein landschaftliches Thema, die seinen künstlerischen Neubeginn in der Schweiz markierte. Der Umzug aus der Grossstadt München in die Provinz am Genfersee führte zu einem privaten und künstlerischen Rückzug. Jawlensky malte während der nächsten Jahre am Fenster seiner Wohnung, das den Blick auf einen Garten mit hohen Tannen, Kastanienbäumen und Pappeln freigab. Es entstand eine Werkserie von mehr als 600 Variationen dieses gleichen Sujets in unterschiedlichen Naturstimmungen und Jahreszeiten. Der repetitive Prozess wurde zu Jawlenskys neuartigem künstlerischen Konzept, das ihn an die Grenze zur Abstraktion führte. So entstanden Kompositionen von raffinierter poetischer Farbgebung, die Jawlensky «Lieder ohne Worte» nannte. Der orange Weg zeigt noch eine naturnahe Sicht des Sujets. Die Gartenlandschaft ist hier deutlich erkennbar. Die Baumkronen und Büsche verselbständigen sich in anderen Beispielen zu freien, farbigen Formen, die sich wie bei einem Kaleidoskop immer wieder neu kombinieren lassen.

Provenienz

1968 erworben aus dem Nachlass des Künstlers von Karl Im Obersteg

Literatur

Jawlensky 1991/1998
Maria Jawlensky, Lucia Pieroni-Jawlensky, Angelica Jawlensky: Alexej von Jawlensky. Catalogue Raisonné, 4 Bde., London: Sotheby's Publications 1991-1998, Bd. 2, S. 147, Nr. 788, Abb. S. 103

Baumgartner/von Tavel 1995
Michael Baumgartner und Hans Christoph von Tavel: Die Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg, hrsg. von der Stiftung «Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg», Bern, Bern: Benteli Verlag, 1995, S. 105-106, 110, Nr. 57, Abb.

Ausstellungen

Basel 2004
Die Sammlung Im Obersteg im Kunstmuseum Basel. Picasso, Chagall, Jawlensky, Soutine, Kunstmuseum Basel, 14. Febr.-2. Mai 2004, hrsg. von der Stiftung Im Obersteg, Basel: Schwabe Verlag, 2004, Nr. 101

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