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Ernst Ludwig Kirchners «Tanz im Varieté»: Ein neues Highlight der Sammlung Im Obersteg
Ernst Ludwig Kirchners (1880–1938) Tanz im Varieté galt ein Jahrhundert lang als verschollen. Seit Juni 2024 gehört er zur Sammlung Im Obersteg und wird nach aufwändiger Restaurierung der Öffentlichkeit präsentiert.
Eine Szene am Puls der Zeit: In Tanz im Varieté zeigt Kirchner den Cakewalk, einen Tanz, der ab 1900 in Europa populär wurde. Er entstand zu Zeiten der Sklaverei in den USA als Parodie auf die Tänze der Weissen Herrschaftskultur. Es wurden Wettbewerbe in dieser karikierenden Tanzart veranstaltet, deren Gewinner:innen einen Kuchen als Preis erhielten – daher der Name Cakewalk. Die Menstril Shows in den Nordstaaten übernahmen den Tanz. Weisse Menschen traten dort in Blackface auf. Der Cakewalk wurde zur Parodie der Afroamerikaner:innen, die ihn entwickelt hatten. Erst um die Jahrhundertwende durften Schwarze Tänzer:innen diesen Tanz selbst auf Theaterbühnen zeigen. Bald fanden Aufführungen in ganz Europa statt und der Cakewalk fand so seinen Weg auf Kirchners Leinwand in Tanz im Varieté. Im Vordergrund tanzt ein Schwarzer Mann im Scheinwerferlicht mit einer Frau. Weitere Tänzer:innen stehen hinter ihnen im Halbkreis. Typisch für Kirchner sind die farbigen Umrisslinien. Das gesamte Bild wird von Rot- und Rosatönen dominiert.
Doch gerade diese prägnante Farbgebung des Gemäldes war lange Zeit unbekannt, da das Werk nach seinem letzten Verkauf 1944 in einer baden-württembergischen Privatsammlung verschwand. Bekannt war es nur durch eine schwarz-weiss Fotografie. Vor dem Verkauf wurde das Gemälde zweimal ausgestellt: 1912, ein Jahr nach seiner Entstehung, als Teil der ersten und letzten Gruppenausstellung der Künstlergruppe Brücke in Berlin, und 1923 in einer Kirchner gewidmeten Einzelausstellung im Kunstsalon Paul Cassirer. Danach gelangte es über die Sammlung Max Glaeser in den Besitz der baden-württembergischen Familie.
Aus Sorge um die Sicherheit des Gemäldes versteckte die Familie es auf einem Bauernhof. Das Werk galt als «entartete Kunst» und war daher gefährdet. Sie deponierten es in einer verschlossenen Kiste in einer Scheune. 1945 wurde das Dorf, in dem sich die Kiste befand, von französischen Truppen eingenommen. Sie öffneten die Kiste und zerstörten den Zierrahmen des Gemäldes. Sie schossen und stachen jeweils einmal in die Leinwand. Der Schuss traf den Kopf der Tänzerin im Vordergrund, ein Bajonett durchbohrte den Rumpf ihres Schwarzen Tanzpartners. Nach dem Krieg liess die Familie die Schäden restaurieren. Heute sind diese Kriegsverletzungen vor allem auf der Rückseite der Leinwand sichtbar.
Die Sammlung Im Obersteg freut sich, dieses geschichtsträchtige Werk aufzunehmen und es der Öffentlichkeit sowie der Forschung zugänglich zu machen.
Das Gemälde Tanz im Varieté wird ab Ende Mai 2025 in der aktuell laufenden Ausstellung Paarlauf im Erdgeschoss des Kunstmuseums Basel präsentiert. Am 25 Februar 2025 können Sie einen Einblick in das Restaurationsverfahren bekommen. Mehr Informationen unter: Rendez-vous am Mittag - Tanz im Varieté - Kunstmuseum Basel
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Kunstmarkt-Splitter in Der Standard Wochenende
Paarlauf
Ausstellung im Kunstmuseum Basel, Hauptbau EG
17. August 2024 bis 27. Juli.2025
Kuratorin: Géraldine Meyer
Ausgewählte Objekte der privaten Stiftung Im Obersteg begegnen in rund zwanzig Gegenüberstellungen Gemälden, Skulpturen und Fotoarbeiten der museumseigenen Sammlung. Paarlauf zeigt Werke von Künstler:innen wie Alexej von Jawlensky, Suzanne Valadon und Hans Baldung gen. Grien sowie zeitgenössische Arbeiten, u.a. von Ulrike Rosenbach und Bruce Nauman.
Die Mischung unterschiedlicher Epochen und Genres führt zu überraschenden Begegnungen und stimmigen Wahlverwandtschaften. So trifft ein grossformatiges Gemälde der Basler Künstlerin Mireille Gros auf eine kleine Ölskizze von Paul Cezanne. Mit Hans Holbeins d. J. Zwei Totenschädel in einer Fensternische von 1520 und Niklaus Stoecklins Sarg-Schreinerei von 1919 stehen sich zwei unterschiedliche Assoziationen zum Sterben gegenüber.
Neuhängungen binden regelmässig neue Exponate ein. Paarlauf bleibt in Bewegung, die Ausstellung entwickelt ihre eigene, langsame Choreografie.
Kurztexte von Personen aus unterschiedlichen Lebenswelten und Altersgruppen führen subjektiv an einzelne Gegenüberstellungen heran. Auch Musik darf bei einem Paarlauf nicht fehlen. Junge Musiker:innen haben ausgewählte Kompositionen interpretiert, die über Kopfhörer die individuelle Werkbetrachtung untermalen.
Ein Ausstellungsraum ist Marc Chagall gewidmet: Kürzlich gelangte eine Gruppe früher Zeichnungen und ein Gemälde von ihm in die Sammlung des Kunstmuseums Basel. Die Gegenüberstellung mit den bekannten Chagall-Beständen der Sammlung Im Obersteg ermöglicht neue Einblicke ins Frühwerk des Malers.
Anlass für Paarlauf ist ein Jubiläum: Bereits 20 Jahre ist die Sammlung Im Obersteg als Depositum im Kunstmuseum Basel zu sehen.
Pas-de-Deux mit der Kunst in BZ Basler Zeitung
Kunstmuseum Basel Paarlauf in der BaslerIN vom 25. Oktober 2024
«Ich muss über Giacometti schreiben» in der NZZ vom 03. Oktober 2024
Basler Begegnung in der Badischen Zeitung vom 30. August 2024
Le Kunstmuseum accouple ses œuvres, «Paarlauf» in Bilan vom 21. August 2024