Sammler

Karl Im Obersteg

(Basel 1883-1969 Vevey)

Karl Im Obersteg, 1883 in Basel geboren, 1969 in Vevey gestorben, war Inhaber einer Speditionsfirma in Basel. Er erwarb die ersten Bilder Ende der zehner Jahre, orientierte sich vorerst an der lokalen Kunst, wandte sich aber rasch der international bedeutenden Schweizer Kunst zu. Im Winter 1918/19 wurde ein längerer Ascona-Aufenthalt zur entscheidenden Entdeckungsstation: Karl Im Obersteg machte die Bekanntschaft mit russischen Kriegsemigranten, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Robert Genin. Aus dieser Begegnung, später auch mit Marc Chagall wurden Künstler-Freundschaften, die das Profil der Kollektion entscheidend prägten. Auf zahlreichen Reisen in die Metropolen Europas baute Karl Im Obersteg künftig seine bedeutende Sammlung der Klassischen Moderne weiter aus.

Karl und Marianne Im Obersteg, 1917
Karl Im Obersteg in den dreissiger Jahren

Karl Im Obersteg verheiratete sich 1913 mit Marianne Buess, einer Tochter des Sissacher Weinhändlers und Landrats Emil Buess-Haegler. Am 16. Oktober 1914 kommt als einziges Kind Sohn Jürg in Basel zur Welt. Marianne teilte mit ihrem Mann die Begeisterung für Kunst. Leider war ihre Gesundheit nicht robust. Sie starb knapp 43-jährig am 15. Juni 1936 in Basel. 

Nach dem frühen Tod seiner Frau verlegte Karl Im Obersteg seinen Wohnsitz in einen Neubau im Gellert-Quartier in Basel. Hier wohnte er zusammen mit Jürg für kurze Zeit. Mit Ausbruch des Weltkrieges zog der Sammler nach Genf in eine grosszügige Wohnung an der Cours des Bastions 4. Von hier aus führte er seine Speditionsfirma in Basel und die Filialen in Zürich und St. Gallen. 

Karl Im Obersteg im Alter von etwa 75 Jahren
Der Sammler Karl Im Obersteg vor Pablo Picassos Arlequin (1923)

Karl Im Obersteg war von 1938-1943 Mitglied der Kunstkommission der Öffentlichen Kunstsammlung in Basel. In dieser Funktion begleitete er in beratender Funktion den damaligen Direktor des Kunstmuseums, Georg Schmidt, an die Auktion von «entarteter» Kunst in der Galerie Fischer in Luzern und sicherte dem Museum bei anderen Gelegenheiten wichtige Ankäufe. Verschiedentlich lieh er Werke aus seinem Besitz an Ausstellungen im Kunstmuseum oder in der Kunsthalle Basel. 

Jürg Im Obersteg

(Basel 1914-1983 Basel)

Jürg Im Obersteg wuchs in Basel in einer Atmosphäre der Kunst und Kultur auf, entwickelte jedoch schon früh auch ein Interesse für die Naturwissenschaft. Er studierte Medizin, spezialisierte sich in Pathologie und promovierte in Gerichtsmedizin. Jürg im Obersteg war von 1953-1970 als Gerichtsarzt tätig und seit 1960 leitender Professor des gerichtsmedizinischen Instituts in Basel. 1961 verheiratete er sich mit der Baslerin Doris Lerch, ebenfalls Gerichtsmedizinerin und enge Mitarbeiterin von ihm. Die Ehe war kinderlos, umso grösser gestaltete sich das gemeinsame berufliche Engagement. Zeitlebens nahm Jürg Im Obersteg regen Anteil an der Sammeltätigkeit seines Vaters und setzte diese auch fort. Nach dem Tod seines Vaters, 1969, erbte er die Kunstsammlung und übernahm die Leitung der Speditionsfirma. Seine Karriere als Professor für Gerichtsmedizin an der Universität Basel und als Gerichtsarzt gab er auf. In den Jahren 1969 bis 1983 baute Jürg im Obersteg die Sammlung weiter aus und schloss die «Lücke» des Konstruktivismus und Suprematismus mit dem Ankauf eines Theo van Doesburgs und eines Alexander Rodtschenkos. 1975 wurde die Sammlung erstmals geschlossen im Berner Kunstmuseum einer breiten Öffentlichkeit gezeigt. 1979 erkrankte Jürg Im Obersteg schwer, 1983 verstarb er. 

Jürg Im Obersteg beim Bergsteigen
Jürg Im Obersteg auf seinem Motorrad
Jürg Im Obersteg an der Eröffnung der Ausstellung Die Sammlung Im Obersteg im Kunstmuseum Bern, 25. Juni 1975

Doris Im Obersteg-Lerch

(Basel 1931-2015 Basel)

Doris Im Obersteg-Lerch studierte in Basel Medizin und arbeitete danach in der Gerichtsmedizin als Assistenzärztin von Jürg Im Obersteg. Sie übte ihren Beruf an der Seite ihres Ehemanns bis 1969 aus. Neben ihrem grossen beruflichen Engagement hegte Doris Im Obersteg-Lerch eine grosse Liebe für das Theater und durch die familiäre Prägung nun auch für die bildende Kunst. Auch sie gab nach dem Tod ihres Schwiegervaters (1969) ihre Stelle als Gerichtsärztin auf und unterstützte fortan Jürg Im Obersteg in der Pflege und Weiterführung der Kunstsammlung. Das Ehepaar lebte umgeben von den Kunstwerken in der Basler Altstadt, wo die Sammlung immer auch für Interessierte zugänglich war. Die lebendige Auseinandersetzung mit der hochkarätigen Kunstsammlung setzte mit dem Tod ihres Ehemanns (1983) nicht ab. Doris Im Obersteg-Lerch führte die bereits von Jürg Im Obersteg gepflogene Liebe für die abstrakt-konstruktive Kunst weiter. Sie ergänzte die Sammlung beispielsweise mit einer Collage von Kurt Schwitters und weiteren Werken russischer Künstler. 1992 überführte Doris Im Obersteg-Lerch die wertvolle Sammlung in eine Stiftung, der sie bis 2006 als Präsidentin vorgestanden ist. In ihrer Amstzeit konnte ein neu renoviertes historisches Gebäude in Oberhofen am Thunersee für die Sammlung gemietet werden, wo die Werke von 1995-2002 jeweils während der Sommermonate ausgestellt wurden. Doris Im Obersteg realisierte so ihren Wunsch, die Bestände einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2002 entschied sich Doris Im Obersteg-Lerch gemeinsam mit dem Stiftungsrat, die Sammlung definitiv in ihre Heimatstadt Basel zurückzuführen. 

Jürg und Doris im Obersteg an der Eröffnung der Ausstellung Die Sammlung im Obersteg im Kunstmuseum Bern, 25. Juni 1975
Doris Im Obersteg-Lerch an der Eröffnung der Ausstellung "Die Sammlung Im Obersteg im Kunstmuseum Basel