Pablo Picasso - La guenon et son petit

1943 lernte Pablo Picasso die junge französische Malerin Françoise Gillot kennen. 1947 kam ihr gemeinsamer Sohn Claude zur Welt, 1949 die Tochter Paloma. Die Familie lebte in einer Villa genannt «La Galloise» im kleinen Töpferdorf Vallauris nahe von Cannes. «La Galloise» diente Picasso auch als Atelier. Dieses war angefüllt mit vielen Fundobjekten, unter anderen auch mit beschädigten, weggeworfenen Töpferarbeiten der Handwerker des Dorfes, welche Picasso auf Spaziergängen sammelte. Die Kinder leisteten dem Vater oft Gesellschaft bei seiner Arbeit. Leben und Kunst rückten nahe zusammen. Dies zeigt auch die vorliegende Bronzeplastik La guenon et son petit: Den Kopf der Pavian-Mutter bilden zwei Spielzeugautos von Sohn Claude - ein Panhard und ein Renault -, die, Boden gegen Boden, aneinandergefügt wurden. Auf den Windschutzscheiben des Panhards formte Picasso mit zwei Gipskügelchen die Augen und fügte an den Seiten die Henkel eines Tonkruges zu ausladenden Ohren an. Den Körper des Tieres gestaltete er mit einem voluminösen, vermutlich gefundenen Tongefäss, dessen seitliche Griffe, perfekt die Schulter der Äffin darstellen. Die Eisenplatte einer Türe oder eines Fensterladens zeichnet schliesslich die Form des nach hinten ausgerollten Schwanzes des Tieres. Beine und Füsse etc. entstanden aus Holzstücken und Gipsüberarbeitungen.

Picasso kreierte seine Plastik aus verschiedenen Objekten, die er geschickt zusammenfügte. Er kombinierte freies Modellieren mit der Verwendung von vorfabrizierten Alltagsgegenständen und erreichte in der Zeit um 1950, als La guenon et son petit entstanden ist, den Höhepunkt dieser innovativen Assemblagetechnik. Das Original besteht aus Gips und befindet sich im Musée Picasso in Paris. Es wurde mehrmals in Bronze gegossen. Die Plastik der Sammlung Im Obersteg ist somit kein Unikat. Weitere Bronzeexemplare befinden sich in New York und in der Familie von Picasso.

Provenienz

1953 erworben bei der Galerie Louise Leiris, Paris, von Karl Im Obersteg

Literatur

Boeck 1955
Wilhelm Boeck: Picasso, Stuttgart: Kohlhammer, 1955, S. 291, 481, Nr. 240, Abb.

Russoli 1966
Franco Russoli: Picasso (Reihe: I maestri del colore), Mailand 1966, Abb. Tafel 11 (vermutl.

Penrose 1967
Roland Penrose: The Sculpture of Picasso, New York 1967, S. 29, 223, Nr. 108, Abb. S. 134

Dufour 1969
Pierre Dufour,:Picasso 1950-1968, Genf: Skira 1969, Abb. S. 42, 43

Spies 1983
Werner Spies: Picasso. Das plastische Werk: Werkverzeichnis der Skulpturen in Zusammenarbeit mit Christine Piot, Stuttgart: Verlag Gerd Hatje 1983, S. 251, 393, Nr. 463, Abb. S. 254, 255, 355

Baumgartner/von Tavel 1995
Michael Baumgartner und Hans Christoph von Tavel: Die Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg, hrsg. von der Stiftung «Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg», Bern, Bern: Benteli Verlag, 1995, S. 54, Nr. 9, Abb.

Ausstellungen

Bern 1975
Sammlung Im Obersteg, bearb. von Hugo Wagner, hrsg. von Kunstmuseum Bern, 25. Juni-14. Sept. 1975, Nr. 69

Riehen 1980
Skulptur im 20. Jahrhundert, Wenkenpark, Riehen/Basel (Veranstalter: Ernst Beyeler und Gemeinde Riehen ), 10. Mai-14. Sept. 1980, hrsg. von Reinhold D. Hohl, Basel: Werner, 1980, Abb. S. 98

London 1994
Picasso: Sculptor/Painter, Tate Gallery, London, 16. Feb.-8. Mai 1994, London: ICON Colour und Tate Gallery Publications, 1994, S. 279-280, Nr. 120, Abb. S. 148

Bern 2001
Picasso und die Schweiz. Meisterwerke aus Schweizer Sammlungen, Kunstmuseum Bern, 5. Okt. 2001-6. Jan. 2002, Hrsg. Marc Fehlmann, Toni Stooss, Bern: Stämpfli, 2001, Nr. 144, Abb.

Wien 2003
Im Banne der Moderne: Picasso, Chagall, Jawlensky, BA-CA Kunstforum, Wien, 4. Sept.-30. Nov. 2003, Nr. 56

Basel 2004
Die Sammlung Im Obersteg im Kunstmuseum Basel. Picasso, Chagall, Jawlensky, Soutine, Kunstmuseum Basel, 14. Febr.-2. Mai 2004, hrsg. von der Stiftung Im Obersteg, Basel: Schwabe Verlag, 2004, Nr. 150

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