Alexej von Jawlensky

Karl Im Obersteg lernte Alexej von Jawlensky 1919 in Ascona kennen, wo sich der Balser Geschäftsmann von der Spanischen Grippe erholte. Jawlensky kam bereits 1918 von St-Prex über Zürich nach Ascona, das damals Anziehungspunkt vieler Avantgardekünstler und Intellektueller war. So hielten sich zur gleichen Zeit auch das Tänzerpaar Alexander und Clotilde Sacharoff, der russische Maler Robert Genin sowie Marianne von Werefkin dort auf, die sich ebenso mit Karl Im Obersteg freundschaftlich verbanden. Die russischen Kriegsemigranten mussten ihre Wahlheimat Deutschland mit Ausbruch des Weltkriegs verlassen und trafen sich in der neutralen Schweiz im Tessin wieder. Karl Im Obersteg hatte vor einigen Jahren in Basel eine eigene Speditionsfirma gegründet und sich mit ersten Bilderkäufen vorerst noch zaghaft, bald jedoch schon dezidiert und mutig der modernen Kunst verschrieben. Seine Sammlung begann er mit Schweizer Kunst, etwa mit Cuno Amiet und Ferdinand Hodler. Vermutlich war es auch Amiet, der den Kontakt zu den russischen Künstlern im Tessin vermittelte.

Die Freundschaft mit Alexej von Jawlensky, die seit 1919 bestand, wirkte sich prägend auf die Geschichte der Sammlung Im Obersteg aus. Bereits im Jahr der ersten Begegnung erwarb Im Obersteg zwei Werke des Russen, Grosse Variation und Stillleben, beide aus dem Jahr 1915. Später weitete sich die Gruppe auf 31 Werke aus. Es ist dem Umfang und der Qualität nach die bedeutendste Jawlensky-Sammlung, die zu Lebzeiten des Künstlers in der Schweiz zusammengetragen wurde. Mit prägnanten Bildbeispielen lässt sich die künstlerische Entwicklung des Malers von den ersten Versuchen bis hin zum Alterswerk nachzeichnen.

Aufsatz Ingrid Koszinowski, PDF, 809 KB